Das Beste daraus machen

Während die NLA am 9. Januar wieder Wettkämpfe bestreiten will, können die U21- und U18-Junioren noch nicht einmal richtig trainieren. Was heisst das für die Spieler und Trainer?

Im Sport wird gilt das vorrangige Interesse der breiten Öffentlichkeit den besten Aktivmannschaften der jeweiligen Sportart. Daran hat sich auch in Zeiten von Covid-19 nichts geändert. So ist dem Interessierten bekannt, dass im Unihockey die NLA-Teams in den vergangenen Monaten in ihrem Trainingsbetrieb fast nur durch ein strenges Schutzkonzept Abstriche zu machen hatten. Bekannt ist auch, dass der nationale Verband «swiss unihockey» plant, den seit rund drei Monaten ruhenden Meisterschaftsbetrieb seiner semiprofessionellen obersten Liga am 9. Januar wieder aufzunehmen. Um die Gesundheit der Spieler und Betreuer so gut als möglich zu schützen, sollen regelmässige Corona-Schnelltests zur Anwendung kommen.

Ältere Junioren und Breitensport sind stark eingeschränkt

Ein Blick auf den Breiten- und Juniorensport zeigt, dass sich die NLA-Spieler in einer privilegierten Lage befinden. Die Teams der übrigen Ligen sind derzeit in ihrem Tun stärker eingeschränkt. Während die Junioren unter 16 Jahren bis zu den Weihnachtferien noch annähernd normal hatten trainieren können, freilich frühestens im März wieder auf Wettkämpfe hoffen können, hat die Pandemie den Unihockeysport in der Breite und beim älteren Nachwuchs praktisch zum Erliegen gebracht. So durften die U21- und U18-Junioren ihrem Hobby ab Anfang November nur noch in kleinen Gruppen und mit Schutzmasken bewehrt nachgehen, ehe sie sich einen Monat später das gemeinsame Hallentraining ganz abschminken mussten.

Vergleichbar mit dem Homeoffice in den höheren Bildungseinrichtungen ist seither wieder ausschliesslich individuelles Training angesagt; wie dereinst im März. Wie dies beim HC Rychenberg momentan konkret aussieht, beschreibt Yannick Wartmann am Beispiel seiner U21-Spieler: «Sie absolvieren sechs individuelle Einheiten. Zwei davon gehören ausschliesslich dem ‹Stickhandling›, die vier übrigen sind auf Lauf, Kraft und geführte Videotrainings mit neuen Reizen, wie zum Beispiel Pilates, aufgeteilt. Unsere Athletiktrainerin Jessica Uhlmann ist da eine grosse Hilfe.» Ein vergleichbares Programm absolvieren gegenwärtig die U18-Junioren von Christian Bader.

Disziplin und Durchhaltewille sind gefragt

Beide Trainer üben keine Kritik an den Entscheiden des Bundesamtes für Gesundheit und von swiss unihockey, sprechen vielmehr von der zurecht wahrgenommenen sozialen Verantwortung und den mit den Einschränkungen einhergehenden Schwierigkeiten. Es sei eine herausfordernde Zeit. Dies gelte einerseits für ihre Spieler, denen das gemeinsame Trainieren und vor allem die Wettkämpfe fehlen. Es gelte andererseits aber auch für die Trainer, die in der Trainingsgestaltung teils Neuland betreten und kreativ sein, die Motivation der Spieler aufrecht zu halten versuchen müssen und gleichzeitig selber nicht wissen, ob die seit Oktober stillgelegte Meisterschaft in welcher Form auch immer je weitergeführt werden wird. «An die Weiterentwicklung der Fähigkeiten ist momentan kaum zu denken», bedauert Wartmann. Im November hätten die Trainings ohne Körperkontakt und mit Maske wenigstens sichergestellt, dass die Spieler ihre «Skills» beibehielten.

Im Hometraining ist nun jeder Einzelne selber dafür verantwortlich, dass er physisch und technisch nichts verliert oder, noch besser, Fortschritte erzielt. Disziplin und Durchhaltewille sind hierbei gefragt. Von den Trainern kontrolliert werden die Spieler dabei nur selten, unterstützt hingegen sehr wohl: «Wir müssen jene identifizieren, die Mühe mit der Situation haben, und in Zwiegesprächen an ihrer mentalen Stärke und Resilienz arbeiten. Ich denke, diesbezüglich haben wir Trainer noch etwas Luft nach oben.»

Festtage zum Energietanken

Wartmann will nicht nur die Schwierigkeiten und Hürden herausstreichen, sondern gewinnt der nach wie vor ungewohnten Situation auch etwas Positives ab: «Für die Spieler ist es ein echter Prüfstein. Jene, die sich selbst jetzt dafür motivieren können, mehr zu leisten, kommen bestätigt, gestärkt und im Kader definitiv an besserer Position aus dieser Krise und werden meiner Meinung nach grössere Chancen auf Erfolg haben. Glücklicherweise haben wir einige Spieler mit diesem ‹Mindset› in unserem Kader.»

Bei denen, die diese Inbrunst und Resilienz nicht in derart ausgeprägtem Mass besitzen, befürchtet Bader hingegen, dass sich der eine oder andere anderweitig umsehen wird. «Der Wettkampf ist in den älteren Juniorenstufen von grosser Bedeutung», erklärt der U18-Trainer. «Jetzt, da dieser seit Längerem ausfällt, besteht die Gefahr, dass für einige Athleten der Abstand zum Unihockey zu gross wird. Einige werden den Leistungssport vermutlich verlassen.» Andere Hobbys oder die neu entdeckte Freizeit könnten Anlass zu einer Neuorientierung sein. «Da sind wir als Verein gefordert», macht Bader deutlich. «Wir müssen sicherzustellen, dass wir zumindest kurz- bis mittelfristig eine breite und qualitativ gute Basis auf Stufe U18 und U21 aufrechterhalten können.»

Die trainingsfreie Zeit über die Festtage kommt laut Bader freilich für seine Spieler, die normalerweise wöchentlich bereits sechs bis acht Trainings absolvieren, in einem günstigen Augenblick: «Anders als in anderen Jahren, in den bis  kurz vor Weihnachten gespielt wird und der Spielbetrieb bereits in der ersten Januarwoche wieder aufgenommen wird, können sie dieses Mal über die Festtage und das neue Jahr mit der Familie Energie tanken und einmal richtig abzuschalten.» Auch Wartmann will den Kopf nicht in den Sand stecken: «Es gilt, Woche für Woche das Beste herauszuholen, etwas, das uns dieses Virus sicher allen beigebracht hat.» Oder wie es NLA-Trainer Philipp Krebs vor Wochen formuliert hatte: «Wir haben im letzten gut halben Jahr sehr gut gelernt, immer wieder auf neue Situationen zu reagieren und das Positive zu sehen. Es ist eine Art Positiv-denk-Seminar.»

Autor: René Bachmann

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