Eine gelungene Premiere und Rang 2

Die erste Ausgabe der Mobiliar Unihockey Trophy war ein voller Erfolg. Die Heimteams schafften am letzten Tag noch den Sprung vom vierten auf den zweiten Platz, hinter Favorit Zürich.

Der HC Rychenberg hat wieder einmal einen Massstab gesetzt und aufgezeigt, in welche Richtung das Schweizer Unihockey in den nächsten Jahren steuern könnte. Acht NLA-Mannschaften beiderlei Geschlecht, die Städte Winterthur, Zürich, Chur und Zug repräsentierend, nahmen am dreitägigen Vorbereitungsturnier «Mobiliar Unihockey Trophy». Ihnen bot sich in der Axa-Arena und der nahegelegenen Trainingshalle ein Umfeld, das es erlaubte, nur wenige Wochen vor Saisonbeginn eine erstklassige Standortbestimmung vorzunehmen. Einziger Wermutstropfen war, dass der Anlass und die Organisatoren mehr als die maximal rund 430 Zuschauer pro Halle verdient hätten, selbst wenn es noch kein Ernstkampf war.

«Ursprünglich wollten wir den ‹Champy Cup› übernehmen», erklärt HCR-Präsident Eric Fischer. «Dann aber kam die Pandemie und wir mussten auf ausländische Teilnehmer verzichten.» Mit dem neuen Konzept mit den vier gegeneinander Städten und der Umsetzung ist er nun sehr zufrieden. «Natürlich wären mehr Zuschauer schön, aber es ist ja nur Vorbereitung und vielleicht sieht es nächstes Jahr ja besser aus.» Geschäftsführer Mario Kradolfer war da ziemlich realistisch gewesen und hatte – angesichts Covid-19 – mit etwa diesem Aufkommen gerechnet. Und in Zukunft könnte es ja auch mit internationaler Konkurrenz klappen, das sei aber bislang noch nicht Teil der Überlegungen.

Die Red Ants spielerisch einen Schritt weiter

Die Red Ants erreichten im Laufe des Turniers jene Resultate, die im Vorfeld als normal bezeichnet worden wären. Gegen Piranha Chur und Kloten-Dietlikon Jets, die in den letzten Jahren die Meistertitel unter sich aufgeteilt hatten, setzte es für das Team von Lukas Eggli Niederlagen ab, gegen Zug konnten die Winterthurerinnen erwartungsgemäss einen Sieg einfahren. Vordergründig war also alles wie erwartet. Bei genauerem Hinschauen zeigte sich freilich ein anderes Bild.

So bekundeten die Red Ants beim prognostizierten Erfolg am Sonntag erheblich mehr Mühe als prognostiziert. Das Heimteam tat sich äusserst schwer mit dem von der ersten bis zur letzten Minute sehr defensiv ausgerichteten und mit seinen flinken Angreiferinnen auf Konter lauernden Zug. Immer wieder blieben sie in der dichten Abwehr hängen, auch weil es mit der geistigen Frische am dritten Tag wohl nicht mehr so weit her war. Umso höher anzurechnen ist Egglis Spielerinnen, dass sie dennoch einen Weg fanden, die Partie im Schlussdrittel mit vier Toren noch zu kehren. Besonders die talentierte Sturmlinie um U19-Nationalspielerin Linn Larsson wusste da zu gefallen.

Ganz anders hatte es an den beiden Tagen zuvor ausgesehen. Da waren die Red Ants auf Teams getroffen, die selber das Geschehen gestalten möchten. Und da zeigten die Winterthurerinnen, dass sie in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielt haben. Sie verloren zwar beide Partien, gegen das verjüngte Chur waren sie insgesamt jedoch das leicht bessere Team und hätten sich den Sieg verdient. «Wir besassen mehr Abschlüsse als Chur», betont denn auch Eggli. «Wir suchten die Kontrolle, zogen diesen Plan – anders als jenen tags zuvor gegen Kloten – auch sechzig Minuten lang durch. Weiter arbeiten müssen wir aber an der Chancenauswertung. Da war Chur besser.» Die Erkenntnis, gegen Chur zahlreiche Chancen kreieren zu können, sollte der vielversprechenden jungen Equipe für die bevorstehende Saison Auftrieb geben. Nur das äusserst routinierte Kloten war diesmal eine Nummer zu gross.

Der HCR legt einen Steigerungslauf hin

Gegenüber den Red Ants den umgekehrten Weg ging der HCR. Nach einem enttäuschenden Auftritt am Freitag gegen GC wusste sich das Team von Philipp Krebs an den beiden darauffolgenden Tagen zu steigern. Vor allem eines hatte dem Trainer im Startspiel missfallen: «Wir erreichten wie beabsichtigt über fünfzig Prozent Ballbesitz und liessen uns vom GC-Pressing nicht mehr so sehr irritieren. Wir waren jedoch beim Grundlegenden schlecht. Wir machten es dem Gegner zu einfach, in unsere Zone einzudringen.» Gegen eine offensiv derart durchschlagskräftige Mannschaft wie GC musste dieser mangelnde Lauf- und Kampfbereitschaft zwangsläufig ins Auge gehen.

Die Spieler wussten auf die enttäuschende Leistung zu reagieren. Tags darauf gegen Chur dauerte es mehr als zwanzig Minuten, ehe Torhüter Nicolas Schüpbach erstmals ernsthaft einzugreifen hatte. Erst nach zwei soliden Dritteln, als die Begegnung beim Stand von 5:0 vorentschieden war, und die Bündner alles nach vorne warfen, verlor der HCR vorübergehend etwas die Kontrolle über das Geschehen. Er wusste sich aber rechtzeitig an die veränderten Bedingungen anzupassen. Krebs gab sich entspannter als tags zuvor: «Drei Gegentore entsprechen eher unseren Ansprüchen. Das war ein Schritt nach vorne. Viel Steigerungspotential besteht zweifellos noch beim Ausspielen unserer Konter.»

Vor allem offensiv eine weitere Steigerung sahen die Zuschauer in der dritten Begegnung. Der HCR besass in den ersten zwei Abschnitten zahlreiche aufgelegte Torchancen, zeichnete sich dabei aber nicht eben als kaltblütig vor dem gegnerischen Tor aus. Vier Tore waren eine entschieden zu geringe Ausbeute und der unentschiedene Spielstand nach zwei Dritteln eine Ernüchterung. Umso erfreulicher war, wie sich die Mannschaft hineinkniete, als Zug fürs Schlussdrittel ihre zuvor nicht eingesetzten Ausländer und den Nationalspieler Luca Graf aufs Spielfeld schickte. Es schien, als hätte der HCR nur darauf gewartet, um noch eine Schippe zuzulegen. In den letzten zehn Minuten zeigte er eine Intensität und Resilienz, die einem Meisterschaftsspiel gut angestanden wäre. Und er sorgte mit einer Triplette zwischen der 53. und 56. Minute für die Entscheidung. Der Saisonstart scheint danach kommen zu können. Bevor es soweit sein wird, hat Krebs noch drei Wochen Zeit, um an Details zu feilen. Und er wird seinen Spielern bis dahin noch mindestens ein freies Wochenende gönnen.

René Bachmann

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