Rychenbergs spannende Mischung

Der HC Rychenberg macht sich daran, in der Saison 2020/21 offensiv variabler und durchschlagskräftiger aufzutreten. Die Stärken in der Defensive sollen darunter indes nicht leiden.

Die vergangene Saison war für den HC Rychenberg eine ausgefallene gewesen, nicht nur wegen des pandemiebedingten Abbruchs. Es war damals mit Philipp Krebs ein talentierter neuer Trainer mit neuen Ideen engagiert wurden. Gleichzeitig war auch die Mannschaft stark verändert, verjüngt und mit mehr Tiefe ausgestattet worden. Ein Jahr später ist vieles anders. So verzichtete der Verein nach den umfangreichen Umwälzungen des Vorjahres auf grosse Sprünge; auch, aber nicht nur wegen der finanziellen Auswirkungen von Covid-19. Mit dessen Ausbruch verschwand in erster Linie die Überlegung in der Schublade, allenfalls einen dritten Ausländer zu verpflichten. Grundsätzlich war der HCR ja auch mit der Entwicklung der Mannschaft im ersten Jahr unter Krebs zufrieden gewesen und setzte darum auf Konsolidierung respektive auf das Weiterentwickeln des Bestehenden.

Manninens wichtige Rolle

Ein paar Retouchen am Kader brauchte es freilich doch. Lukas Grunder, Ruven Gruber und Harry Braillard traten zurück, während sich Michel Schwerzmann dem Zweitligisten Winterthur United anschloss. Ersetzt wird das mehrheitlich sehr routinierten Quartett von drei talentierten Verteidigern und einem aufstrebenden Torhüter aus dem eigenen Nachwuchs. Darüber hinaus konnte mit Jami Manninen ein sehr erfahrener und spielstarker Finne verpflichtet werden, der den Abgang von Topskorer und Landsmann Tuomas Iiskola mehr als wettmachen können sollte. Krebs erwartet viel von ihm: «Einerseits soll er einfach ein guter Stürmer sein und eine Linie führen. Andererseits wissen wir, dass er auch für gute Stimmung in der Mannschaft sorgen kann.»

Captain Nils Conrad steht den Wechsel durchaus positiv gegenüber: «Das Kader hat eine spannende Mischung. Den Abgang von Iiskola konnten wir mit Manninen sehr gut kompensieren. Die Rücktritte wiederum wiegen schwer, bringen aber auch den Jungen mehr Platz, um sich zu beweisen.» Conrads Blick richtet sich aber nicht zuletzt auf die Neulinge der vergangenen Saison: «Für viele unserer jungen Spieler steht die zweite Saison in der NLA vor der Tür. Sie wissen nun, was es braucht, um sich hier zu beweisen. Und schon im Sommer hatten wir sehen können, dass einige den nächsten Schritt machen wollen und wohl auch werden, um noch wichtiger für uns zu sein.»

Dass das Team nochmals verjüngt wurde, stuft Krebs nicht als Problem ein: «Insgesamt haben wir nach den Abgängen natürlich ein paar NLA-Jahre weniger auf dem Buckel. Wir haben aber auch an Erfahrung gewonnen, weil die Neulinge der letzten Saison ein Jahr Erfahrung gesammelt haben. Wir sind darum in der aktuellen Konstellation sogar weiter als anfangs der letzten Saison. Dies gilt auch für unserer Spielweise.» Zupass kommt da, dass die aktuellen Rookies aus der eigenen Talentschmiede stammen und Krebs' Denkweise bereits gut kennen. Schliesslich hatte dieser sie einst im Nachwuchs selber trainiert.

Evolution der Spielweise

Weil dem so ist, musste Krebs zu Beginn der Vorbereitung auch nicht bei Null beginnen, sondern konnte auf dem letztjährigen Spielsystem aufbauen. Dieses zu verfeinern und zu erweitern, darauf richtete Krebs in den vergangenen Monaten ein Hauptaugenmerk: «Wir wollen weiterhin eine richtig gute Defensive stellen. Gleichzeitig streben wir an, uns auch offensiv weiterzuentwickeln. Wir wollen nicht nur auf die Fehler des Gegners warten, sondern auch in der Lage sein, aus dem Spiel heraus Chancen zu kreieren und auf diesem Weg mehr Tore zu erzielen.» Schon in der letzten Saison war dieses Bemühen zeitweilig augenscheinlich geworden. Der momentane und jeder weitere Schritt auf diesem langen, steinigen, aber ebenso nachhaltigen Weg zu einer aktiveren Spielweise ist ein hartes Stück Arbeit.

Mit dem Engagement und den Fortschritten seiner Spieler im Laufe der letzten Monate zeigt sich Krebs zufrieden. Die Testspiele der Vorbereitung haben freilich offen gelegt, dass es dem HCR noch nicht gelingt, sein Spiel während sechzig Minuten konsequent durchzuziehen. Es dürfte aber gerade ein Schlüssel zu einem erfolgreichen Saisonstart sein, möglichst keine allzu dramatischen Hänger zu erleiden. Erst recht, da das Startprogramm der Winterthurer mit Cupsieger Zug, Malans und dem letzten gekrönten Meister Wiler-Ersigen ein ausgesprochen hartes zu sein verspricht.

Hoffentlich stressarm

Diesen drei Teams sind gemeinsam mit Köniz, GC und – hoffentlich – auch dem HCR die besten Chancen auf eine stressarme Qualifikation zu prognostizieren. Dahinter dürfte ein erbitterter Vierkampf um die verbleibenden zwei Playoffplätze entbrennen. Insgesamt erwartet Krebs eine bessere und im Vergleich zum Vorjahr – vor allem an der Spitze – auch etwas ausgeglichenere Meisterschaft. Conrad seinerseits freut sich vor allem, nach langen Monaten endlich wieder Ernstkämpfe bestreiten zu können. Und er formuliert sehr klar, wo seine Mannschaft steht: «Bringen wir unsere Leistung, können wir jeden Gegner schlagen. Bringen wir sie hingegen nicht, werden wir gegen jeden Mühe bekunden.»

HC Rychenberg Winterthur 2020/21

Tor: 38 Luca Locher (20 Jahre alt), 54 Nicolas Schüpbach (24).
Verteidigung: 15 Noah Aeschimann (22), 14 Tim Aeschimann (20), 7 Levin Conrad (22), 4 Nils Conrad (25/Captain), 24 David Foelix (21), 6 Sämi Gutknecht (25), 29 Samuel Nussbächer (30), 21 Niklas Rutz (21).
Sturm: 3 Luca Dall'Oglio (21), 66 Patrik Dóža (26/Cze), 12 Daniel Keller (21), 11 Pascal Kern (26), 17 Moritz Krebs (22), 31 Jonas Lutz (23), 81 Jami Manninen (32/Fin), 8 Ryan Neubauer (21), 19 Noah Püntener (21), 16 Moritz Schaub (30), 23 Tobias Studer (22), 22 Michel Wöcke (24).
Förderkader: Nicola Federli (19), Kimo Oesch (17), Severin Ott (18).
Betreuerstab: Philipp Krebs (Cheftrainer), Kari Juhani Koskelainen (Fin, Trainer), Amos Coppe (Trainer, neu), Mirco Castelletti (Goalietrainer), Daniel Steiner (Athletiktrainer, neu), Philipp Purkert (Physiotherapeut), Andrea Aegerter (Physiotherapeutin).
Zuzüge: Tim Aeschimann (Nachwuchs), David Foelix (Nachwuchs), Luca Locher (Nachwuchs), Jami Manninen (Happee, Fin), Niklas Rutz (Nachwuchs).
Abgänge: Harry Braillard (Rücktritt), Ruven Gruber (Rücktritt), Lukas Grunder (Rücktritt), Tuomas Iiskola (Esport Oilers, Fin), Raphael Sager (Thurgau), Michel Schwerzmann (Winterthur United).

Saisons seit 2000: 2019/20: Viertelfinal bei Saisonabbruch (7. der Qualifikation). – 2018/19 Viertelfinal (8.). – 2017/18 Halbfinal (6.). – 2016/17 Viertelfinal (2.). – 2015/16 Halbfinal (4.). – 2014/15 Viertelfinal (7.). – 2013/14 Viertelfinal (8.). – 2012/13 Halbfinal (7.). – 2011/12 Viertelfinal (5.). – 2010/11 Playouts (11.). – 2009/10 Final (6.). – 2008/09 5. der Finalrunde (5.). – 2007/08 Playouts (8.). – 2006/07 Halbfinal (4.). – 2005/06 5. der Finalrunde (5.). – 2004/05 Halbfinal (5.). – 2003/04 Halbfinal (2.). – 2002/03 Halbfinal (1.). – 2001/02 Abstiegspoule (7.). – 2000/01 Abstiegspoule (8.).

René Bachmann

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