Zug United
9:4
HC Rychenberg Winterthur
1:23:15:1
12. September 2020 / 17:00

Rychenbergs spannende Mischung

Die vergangene Saison war für den HC Rychenberg eine ausgefallene gewesen, nicht nur wegen des pandemiebedingten Abbruchs. Es war damals mit Philipp Krebs ein talentierter neuer Trainer mit neuen Ideen engagiert wurden. Gleichzeitig war auch die Mannschaft stark verändert, verjüngt und mit mehr Tiefe ausgestattet worden. Ein Jahr später ist vieles anders. So verzichtete der Verein nach den umfangreichen Umwälzungen des Vorjahres auf grosse Sprünge; auch, aber nicht nur wegen der finanziellen Auswirkungen von Covid-19. Mit dessen Ausbruch verschwand in erster Linie die Überlegung in der Schublade, allenfalls einen dritten Ausländer zu verpflichten. Grundsätzlich war der HCR ja auch mit der Entwicklung der Mannschaft im ersten Jahr unter Krebs zufrieden gewesen und setzte darum auf Konsolidierung respektive auf das Weiterentwickeln des Bestehenden.

Manninens wichtige Rolle

Ein paar Retouchen am Kader brauchte es freilich doch. Lukas Grunder, Ruven Gruber und Harry Braillard traten zurück, während sich Michel Schwerzmann dem Zweitligisten Winterthur United anschloss. Ersetzt wird das mehrheitlich sehr routinierten Quartett von drei talentierten Verteidigern und einem aufstrebenden Torhüter aus dem eigenen Nachwuchs. Darüber hinaus konnte mit Jami Manninen ein sehr erfahrener und spielstarker Finne verpflichtet werden, der den Abgang von Topskorer und Landsmann Tuomas Iiskola mehr als wettmachen können sollte. Krebs erwartet viel von ihm: «Einerseits soll er einfach ein guter Stürmer sein und eine Linie führen. Andererseits wissen wir, dass er auch für gute Stimmung in der Mannschaft sorgen kann.»

Captain Nils Conrad steht den Wechsel durchaus positiv gegenüber: «Das Kader hat eine spannende Mischung. Den Abgang von Iiskola konnten wir mit Manninen sehr gut kompensieren. Die Rücktritte wiederum wiegen schwer, bringen aber auch den Jungen mehr Platz, um sich zu beweisen.» Conrads Blick richtet sich aber nicht zuletzt auf die Neulinge der vergangenen Saison: «Für viele unserer jungen Spieler steht die zweite Saison in der NLA vor der Tür. Sie wissen nun, was es braucht, um sich hier zu beweisen. Und schon im Sommer hatten wir sehen können, dass einige den nächsten Schritt machen wollen und wohl auch werden, um noch wichtiger für uns zu sein.»

Dass das Team nochmals verjüngt wurde, stuft Krebs nicht als Problem ein: «Insgesamt haben wir nach den Abgängen natürlich ein paar NLA-Jahre weniger auf dem Buckel. Wir haben aber auch an Erfahrung gewonnen, weil die Neulinge der letzten Saison ein Jahr Erfahrung gesammelt haben. Wir sind darum in der aktuellen Konstellation sogar weiter als anfangs der letzten Saison. Dies gilt auch für unserer Spielweise.» Zupass kommt da, dass die aktuellen Rookies aus der eigenen Talentschmiede stammen und Krebs' Denkweise bereits gut kennen. Schliesslich hatte dieser sie einst im Nachwuchs selber trainiert.

Evolution der Spielweise

Weil dem so ist, musste Krebs zu Beginn der Vorbereitung auch nicht bei Null beginnen, sondern konnte auf dem letztjährigen Spielsystem aufbauen. Dieses zu verfeinern und zu erweitern, darauf richtete Krebs in den vergangenen Monaten ein Hauptaugenmerk: «Wir wollen weiterhin eine richtig gute Defensive stellen. Gleichzeitig streben wir an, uns auch offensiv weiterzuentwickeln. Wir wollen nicht nur auf die Fehler des Gegners warten, sondern auch in der Lage sein, aus dem Spiel heraus Chancen zu kreieren und auf diesem Weg mehr Tore zu erzielen.» Schon in der letzten Saison war dieses Bemühen zeitweilig augenscheinlich geworden. Der momentane und jeder weitere Schritt auf diesem langen, steinigen, aber ebenso nachhaltigen Weg zu einer aktiveren Spielweise ist ein hartes Stück Arbeit.

Mit dem Engagement und den Fortschritten seiner Spieler im Laufe der letzten Monate zeigt sich Krebs zufrieden. Die Testspiele der Vorbereitung haben freilich offen gelegt, dass es dem HCR noch nicht gelingt, sein Spiel während sechzig Minuten konsequent durchzuziehen. Es dürfte aber gerade ein Schlüssel zu einem erfolgreichen Saisonstart sein, möglichst keine allzu dramatischen Hänger zu erleiden. Erst recht, da das Startprogramm der Winterthurer mit Cupsieger Zug, Malans und dem letzten gekrönten Meister Wiler-Ersigen ein ausgesprochen hartes zu sein verspricht.

Hoffentlich stressarm

Diesen drei Teams sind gemeinsam mit Köniz, GC und – hoffentlich – auch dem HCR die besten Chancen auf eine stressarme Qualifikation zu prognostizieren. Dahinter dürfte ein erbitterter Vierkampf um die verbleibenden zwei Playoffplätze entbrennen. Insgesamt erwartet Krebs eine bessere und im Vergleich zum Vorjahr – vor allem an der Spitze – auch etwas ausgeglichenere Meisterschaft. Conrad seinerseits freut sich vor allem, nach langen Monaten endlich wieder Ernstkämpfe bestreiten zu können. Und er formuliert sehr klar, wo seine Mannschaft steht: «Bringen wir unsere Leistung, können wir jeden Gegner schlagen. Bringen wir sie hingegen nicht, werden wir gegen jeden Mühe bekunden.»

HC Rychenberg Winterthur 2020/21

Tor: 38 Luca Locher (20 Jahre alt), 54 Nicolas Schüpbach (24).
Verteidigung: 15 Noah Aeschimann (22), 14 Tim Aeschimann (20), 7 Levin Conrad (22), 4 Nils Conrad (25/Captain), 24 David Foelix (21), 6 Sämi Gutknecht (25), 29 Samuel Nussbächer (30), 21 Niklas Rutz (21).
Sturm: 3 Luca Dall'Oglio (21), 66 Patrik Dóža (26/Cze), 12 Daniel Keller (21), 11 Pascal Kern (26), 17 Moritz Krebs (22), 31 Jonas Lutz (23), 81 Jami Manninen (32/Fin), 8 Ryan Neubauer (21), 19 Noah Püntener (21), 16 Moritz Schaub (30), 23 Tobias Studer (22), 22 Michel Wöcke (24).
Förderkader: Nicola Federli (19), Kimo Oesch (17), Severin Ott (18).
Betreuerstab: Philipp Krebs (Cheftrainer), Kari Juhani Koskelainen (Fin, Trainer), Amos Coppe (Trainer, neu), Mirco Castelletti (Goalietrainer), Daniel Steiner (Athletiktrainer, neu), Philipp Purkert (Physiotherapeut), Andrea Aegerter (Physiotherapeutin).
Zuzüge: Tim Aeschimann (Nachwuchs), David Foelix (Nachwuchs), Luca Locher (Nachwuchs), Jami Manninen (Happee, Fin), Niklas Rutz (Nachwuchs).
Abgänge: Harry Braillard (Rücktritt), Ruven Gruber (Rücktritt), Lukas Grunder (Rücktritt), Tuomas Iiskola (Esport Oilers, Fin), Raphael Sager (Thurgau), Michel Schwerzmann (Winterthur United).

Saisons seit 2000: 2019/20: Viertelfinal bei Saisonabbruch (7. der Qualifikation). – 2018/19 Viertelfinal (8.). – 2017/18 Halbfinal (6.). – 2016/17 Viertelfinal (2.). – 2015/16 Halbfinal (4.). – 2014/15 Viertelfinal (7.). – 2013/14 Viertelfinal (8.). – 2012/13 Halbfinal (7.). – 2011/12 Viertelfinal (5.). – 2010/11 Playouts (11.). – 2009/10 Final (6.). – 2008/09 5. der Finalrunde (5.). – 2007/08 Playouts (8.). – 2006/07 Halbfinal (4.). – 2005/06 5. der Finalrunde (5.). – 2004/05 Halbfinal (5.). – 2003/04 Halbfinal (2.). – 2002/03 Halbfinal (1.). – 2001/02 Abstiegspoule (7.). – 2000/01 Abstiegspoule (8.).

René Bachmann

HCR wird kalt geduscht

Die Innerschweiz war für den HC Rychenberg schon in den letzten beiden Jahren kein gutes Pflaster gewesen und auch diesmal setzte es eine Niederlage ab. Trotz einer 2:0-Führung nach zehn Minuten, die aufgrund des Chanceplus' gerechtfertigt war, mussten sich die Winterthurer noch deutlich geschlagen geben. Für diesen Fehlstart in die Saison musste sich die Mannschaft von Philipp Krebs an der eigenen Nase nehmen. Sie war vor den letzten zwanzig Minuten noch auf Schlagdistanz gewesen, verlor in diesen jedoch die Geduld und damit die Balance. Besonders die erste HCR-Linie erwischte mit sechs – grösstenteils im Zuge von Kontern kassierten – Gegentoren einen rabenschwarzen Tag.

Ein Kicktor bringt Wende

Eigentlich hatte die Partie in etwa so begonnen, wie es sich Krebs erhofft hatte. In den ersten drei Minuten fand sein Team Mittel und Wege zu drei hochkarätigen Torchancen und offenbarte damit, dass es im Angriff über mehr Optionen verfügen könnte als noch in der letzten Saison. Das 1:0 in der dritten Minute durch den am weiten Pfosten vergessen gegangenen Luca Dall'Oglio war der verdiente Lohn für die anfänglichen Vorteile.

Eine Viertelstunde lang änderte sich daran über weite Strecken wenig: Der HCR lag zu diesen Zeitpunkt verdientermassen mit zwei Längen voran und kontrollierte das Treiben mehrheitlich. Mit dem trügerischen Polster im Rücken wurde er jedoch nachlässig. Gegen Ende des ersten Drittels begannen sich die Fehler zu häufen und Torhüter Nicolas Schüpbach bekam immer mehr zu tun. Und nach ein paar guten Paraden musste er sich Sekunden vor der ersten Pause ein erstes Mal geschlagen geben. Dass die Unparteiischen das Tor nach kurzem Zögern gaben, war ein zumindest strittiger Entscheid, war es doch mit dem Fuss und mit einer aktiven Bewegung ins Gehäuse buxiert worden. So oder so, Zug war damit wieder im Spiel.

Zuerst fehlerhaft, dann ungestüm

Dass der HCR nach der Pause wieder zu seinem zu erwartenden Rendement zurückfand, war lange Zeit nicht festzustellen. Als hätte es die Unterbrechung nicht gegeben, produzierten die Winterthurer weiterhin Fehler, die mit gegnerischem Druck nur sehr wenig zu tun hatten. Zug nutzte diese Unpässlichkeiten dazu, den knappen Rückstand in einen Zweitorevorsprung zu verwandeln. Erst danach erwachte der HCR wieder. Mit einem weitaus besseren Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive und weniger «unforced errors» setzte er dem Heimteam in den letzten fünf Minuten gehörig zu. Mit dem fast schon zwingenden Ergebnis, dass zuerst Moritz Schaub auf 3:4 verkürzte und wenig später Levin Conrad oder Jami Manninen den Ausgleich hätten bewerkstelligen können oder gar müssen. Da sie jedoch nicht reüssierten, blieb es bis zur zweiten Pause bei der knappen und nicht unverdienten Führung der Zuger.

Das Aufbäumen der Winterthurer brachte freilich überdeutlich zu Tage, dass die Messe noch längst nicht gelesen war und Punkte in Zug noch in ihrer Reichweite lagen. Dafür hätte es allerdings einen HCR gebraucht, der an die zusammengezählt ansprechenden zwanzig Minuten angeknüpft hätte. Davon war er weit entfernt. Statt seine Angriffe mit der nötigen Besonnenheit vorzutragen und geduldig auf seine Chancen zu warten, stürmte er ab Beginn des Schlussdrittels mit unangebracht hohem Risiko nach vorne und spielte so dem Heimteam in die Karten.

Immer wieder verhedderten sich die weit aufgerückten Winterthurer in der vielbeinigen Zuger Abwehr und öffneten damit Tür und Tor für schnelle Gegenstösse. Ohne die nötige defensive Absicherung führten diese fast zwangsläufig zu Gegentoren und dazu, dass der Gastgeber den Vorsprung in beeindruckender Effizienz sukzessive ausbaute. Sein Übriges zur alles in allem zu deutlichen 4:9-Niederlage trug bei, dass der HCR im selben Zeitraum diverse hochkarätige Chancen ungenutzt verstreichen liess.

Zwanzig ansprechende Minuten reichen nicht

«Wir wussten vor dem Spiel, worauf es ankommt», erklärte Cheftrainer Krebs. «Insbesondere war klar, dass die Fehlerquote und die Balance im Offensivspiel stimmen müssen, da Zug ausgezeichnet kontert.» Ernüchtert fügte er hinzu: «Unsere Leistung war heute wirklich nicht gut. Es gab bloss wenige Phasen, in denen wir so spielten, wie wir es hätten tun sollen. Wieso wir dies nicht sechzig Minuten durchzogen, ist mir unmittelbar nach dem Spiel unverständlich.» Alles in allem waren es bloss zwanzig der sechzig Minuten. Sein Assistent Amos Coppe brachte es auf den Punkt: «Wir haben den Match verloren, nicht Zug gewonnen.»

Im eigenen Verschulden sieht Krebs einen Vorteil: «Wir haben dadurch sehr gute Argumente, mit denen wir im Training ansetzen können.» Und eines darf der Trainer bei allem berechtigten Unmut auch würdigen: Die angestrebte Diversifizierung des Offensivspiels zeitigte erste Blüten. Die Tore zum 1:0, 2:0 und 3:4 waren herausgespielte. Noch betrieb sein Team jedoch Chancenwucher, wie es Krebs treffend formulierte.

 

Zug United – HC Rychenberg Winterthur 9:4 (1:2, 3:1, 5:1)

Sporthalle Kantonsschule Zug
Schiedsrichter: Wehinger/Zurbuchen
130 Zuschauer

Zug: Nilsson; Maurer, Mock; Staub, Schelbert; Flütsch, Schmidiger; Hallén, Nigg, Andersson; Rubi, Larsson, Furger; Bachmann, Khan, Knüsel.
Rychenberg: Schüpbach; Nils Conrad, Levin Conrad (54. Rutz); Gutknecht, Tim Aeschimann; Nussbächer, Foelix; Manninen, Dall'Oglio (41. Kern), Studer; Wöcke, Dóža, Schaub; Püntener, Krebs, Keller; Lutz.

Tore: 2. Dall'Oglio (Studer) 0:1. 10. Dall'Oglio (Nils Conrad) 0:2. 20. Schelbert 1:2. 25. Andersson 2:2. 30. Nigg 3:2. 34. Furger (Andersson; Ausschluss Schaub) 4:2. 35. Schaub (Dóža) 4:3. 43. Hallén (Andersson) 5:3. 45. Andersson (Nigg) 6:3. 48. Andersson (Nigg) 7:3. 51. Hallén 8:3. 56. Larsson 9:3. 60. Manninen (Dóža) 9:4.

Strafen: keine gegen Zug, 1x2 Minuten gegen Rychenberg (32. Schaub).

Bemerkungen: Rychenberg ohne Noah Aeschimann (abwesend), Locher, Neubauer und Oesch (Ersatz). Zug ohne Graf. Rychenberg mit drei, ab der 41. Minute mit zwei Linien. Zug mit drei, ab der 41. Minute mit zwei Linien. 17. Tor Furgers wegen hohen Stocks aberkannt. 26. Tor Schaubs wegen hohen Stocks aberkannt. 31. Time-out Rychenberg. 50. Pfostenschuss Nigg. 54. Levin Conrad mit Platzwunde ausgeschieden. Rychenberg von 53:37 bis 55:21 in Ballbesitz mit einem zusätzlichen Feldspieler anstelle des Torhüters. Andersson und Dall'Oglio als beste Spieler ihrer Mannschaft ausgezeichnet.

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