HC Rychenberg Winterthur
5:9
SV Wiler-Ersigen
1:32:12:5
26. September 2020 / 18:00

Zwei Heimspiele mit unterschiedlicher Prämisse

Vor einem Jahr hatte der HC Rychenberg nach drei Runden noch keinen Punkt auf dem Konto und der Strich sich bereits um sechs Längen entfernt gehabt. Ein derart holperiger Einstieg in die Saison scheint den Winterthurern auch in dieser Saison zu blühen. Nach zwei Runden stehen sie noch blank da und in der dritten wartet – wie im Vorjahr – mit Wiler-Ersigen die erfolgreichste Mannschaft der letzten Dekade. 2019/20 unterlagen sie den Bernern vor eigenem Anhang mit 2:7, ehe sie es 24 Stunden später in Chur endlich den ersten Punktgewinn schafften; mit einer (unverdienten) 5:6-Niederlage nach Verlängerung.

Die Mannschaft von Philipp Krebs als notorische Langsamstarterin zu bezeichnen, wäre indes unangebracht. Beide Male war das Startprogramm ausgesprochen anspruchsvoll und die Vorstellung, nach drei Runden ohne Punkte dazustehen, keine völlig abwegige. Derlei Prognosen und Statistiken fechten den Trainer freilich nicht an. Vielmehr konzentriert sich Krebs auf jede Partie einzeln und rechnet sich gegen alle Konkurrenten reelle Erfolgschancen aus: «Auch in die Doppelrunde von diesem Wochenende gehen wir mit dem Anspruch hinein, dass wir zweimal gut spielen und zweimal auch gewinnen können.»

Zwischen siegen dürfen und müssen

Die Bilanz gegen Wiler liest sich allerdings wenig ermutigend. In den letzten zehn Jahre setzte es für den HCR bei lediglich drei Siege 21 Niederlagen ab. Der letzte Heimsieg datiert aus der Saison 2014/15. Krebs glaubt dennoch fest daran, dass am Samstag ab 18 Uhr ein Erfolg in der heimischen Axa-Arena möglich ist, sofern seine Mannschaft ein paar zentrale Elemente ihres Spiels gewinnbringend umsetzt: «Wiler führte zum Saisonstart mit seinem Pressing die Entscheidung gegen Waldkirch herbei. Wir müssen dafür sorgen, dass wir damit keine Probleme kriegen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass wir defensiv gut spielen.» Will heissen: «Wir kassierten gegen Zug und auch gegen Malans zu viele Gegentore. Das entspricht nicht unseren Ansprüchen. Wir müssen noch seriöser und konzentrierter arbeiten.» Damit einher geht, dass Strafen möglichst zu vermeiden sind, denn Wiler verfügt in der Regel über ein starkes Powerplay - auch dank der drei finnischen Weltmeister im Team.

Last but not least «müssen wir passende Lösungen gegen ihre Defensive finden.» Vereinzelt gegen Zug und schon etwas öfter gegen Malans hatte der HCR gezeigt, dass er im Angriff mehr Variabilität besitzt als noch vor einem Jahr. Noch sind die Spieler damit aber nicht vertraut genug, weshalb ihnen dabei oft noch die Konsequenz abgeht. Gerade dieser Mut zur überzeugten Umsetzung des Erlernten, aber auch eine gesteigerte Effizienz im Abschluss werden gegen Wiler nötig sein, damit es zum ersten Meisterschaftssieg seit sechs Jahren reichen kann.

Eine zweifellos bessere Bilanz als gegen Wiler weist der HCR gegen den Gast vom Sonntag auf. Thun stieg vor sechs Jahren in die Nationalliga A auf und liess seither bei jedem Gastspiel in Winterthur alle Punkte liegen. Auch in dieser Saison werden die kampfstarken Berner wieder auf einem der hintersten Plätze erwartet. Daher gibt es für den HCR nur eines: Spätestens am Sonntag (ab 17 Uhr, Axa-Arena) gegen Thun müssen die ersten drei Punkte unter Dach und Fach gebracht werden. Alles andere wäre eine bittere Enttäuschung und sorgte für unnötige Unruhe in und um die Mannschaft. Noch beschäftigt sich Krebs freilich nicht eingehend mit dem zweiten Gegner der Doppelrunde. Seine volle Aufmerksamkeit gilt bis am späteren Samstagabend Wiler.

Für starke Leistung nicht belohnt

Fünf Minuten vor dem Schlusspfiff ereignete sich das, was im Rückblick als entscheidende Szene bezeichnet werden muss. Der HC Rychenberg hatte das favorisierte Wiler-Ersigen in der vorangegangenen halben Stunde so gut wie keine reelle Torchance mehr zugestanden, war selber wiederholt gefährlich zum Abschluss gekommen und hatte – endlich – durch Jami Manninen den überfälligen Ausgleich erzielt. Dann jedoch erhielten die Gäste knapp über der Mittellinie einen Freistoss zugesprochen und diesen verwertete der Slowake Michal Dudovič mit einem harten und präzisen Distanzschuss zum 5:4. Die individuelle Klasse rettete die Berner also über die Ziellinie und liess einen HCR zurück, der für seinen sehr engagierten und ab dem Mitteldrittel auch taktisch grösstenteils überzeugenden Auftritt mehr verdient hätte als wohlwollendes Schulterklopfen.

Im Mitteldrittel Kontrolle gewonnen

Begonnen hatte die Partie so, wie es zu erwarten gewesen war. Mit seiner Ballbesitzspielweise kontrollierte Wiler das Geschehen über weite Strecken und erwies sich dabei wieder einmal als Meister darin, gelegentlich zu grossen Chancen zu kommen, ohne dafür grosse Risiken eingehen zu müssen. Es war auch nicht unverdient, dass die Berner nach zwanzig Minuten mit 3:1 in Front lagen. Sie agierten äusserst stilsicher, hatten mehr vom Spiel und übten auch öfter Druck aufs Tor des Gegners aus. Der Vorsprung entsprang dann freilich nicht ihrer anfänglichen spielerischen Überlegenheit, sondern zu zwei Dritteln ihrem Pressing. HCR-Trainer Philipp Krebs hatte seine Spieler noch davor gewarnt und doch fielen die ersten beiden Gegentore nach groben Schnitzern der Winterthurer in der Auslösung, die teilweise der frühen Störarbeit des Gastes geschuldet waren. Krebs war entsprechend enttäuscht: «Wir machten ihnen im Startdrittel drei ganz billige Geschenke. Das darf uns nicht passieren.»

Davon abgesehen hatte der HCR bereits im Startdrittel nicht enttäuscht und neben Luca Dall'Oglios zwischenzeitlichem Ausgleich noch weitere Chancen besessen. Doch konnte er nach der ersten Pause gar noch eine Schippe drauflegen. Zuallererst bekam die Defensive verbesserten Zugriff aufs Geschehen. Die Berner bekundeten von da an erstaunlich grosse Mühe, sich in der Winterthurer Hälfte festzusetzen. Auch ihre Torchancen wurden selten. Es schien, als fehlte ihnen ein Plan B, als sich der HCR besser auf sie eingestellt hatte.

Dreissig starke Minuten, aber wenig Ertrag

Dank der kompakteren Defensive bekam das Heimteam das Geschehen weitgehend unter Kontrolle. «Wir spielten sehr gut und geduldig», lobte Krebs sein Team. Besonders der ersten Linie gelang es, sich ein Übergewicht zu verschaffen und sich immer wieder in der gegnerischen Zone festzusetzen. Was vorerst einzig fehlte, war der passende Ertrag in Form von Toren. Unter anderen Dall'Oglio und Moritz Schaub – immer wieder er – vergaben mehrmals aus bester Position. Erst nach Spielhälfte stellten sich erste Erfolge ein; zuerst durch Verteidiger Tim Aeschimann und nach Wilers baldiger Antwort durch den eingewechselte Michel Wöcke.

Der HCR blieb auch im Schlussdrittel tonangebend und betrieb sehr viel Aufwand, um den Ausgleich zu bewerkstelligen. Trotz etlicher Möglichkeiten liess dieser lange auf sich warten. Es mangelte dem Heimteam weiterhin an der nötigen Effizienz im Abschluss. Erst in der 51. Minute sorgte Manninen am Ende einer schnellen Kombination über mehrere Stationen für das längst fällige 4:4. «Wir arbeiteten zehn Minuten lang richtig gut und machten ein Tor», fand auch Krebs. Er machte aber auch keinen Hehl daraus, dass er auch die andere Seite der Medaille sah: «Aus rund zehn Chancen müsste es mehr als ein Tor geben.»

Am Ende erneut Geduld verloren

Wenig später sorgte Dudovič mit seinem Freistosstreffer für die schmeichelhafte neuerliche Führung für Wiler. Was danach folgte, war für den HCR ein Deja-vu: Statt sich kurz zu schütteln und anschliessend ruhig den erneuten Ausgleich zu suchen, verloren die Winterthurer – nicht zum ersten Mal in dieser Saison – die Geduld und wurden von den Gästen prompt noch zweimal bestraft. Daraufhin versuchte der HCR noch, in den verbleibenden 168 Sekunden ohne Torhüter wieder heranzukommen, mehr als Manninens 5:7 anfangs der 59. Minute schaffte er aber nicht mehr. Vielmehr sorgte Wiler in den Schlusssekunden mit zwei Toren ins verlassene Gehäuse für die endgültige Entscheidung.

Alles in allem zeigte sich der HCR im Vergleich zu den ersten beiden Auftritten der Saison deutlich verbessert. Vieles kommt zusehends besser zupass, in der Defensive genauso wie in der Offensive, und ein Sieg gegen Wiler wäre ein gerechtfertigter Lohn dafür gewesen. Das anerkennt auch Krebs, lässt jedoch zurecht ein grosses Aber folgen: «Selbst wenn wir die letzten beiden in leere Tor weglassen, sieben Gegentore sind eindeutig zu viele, erst recht wenn der Torhüter gut hält. Es ist mit sieben Gegentoren gegen jeden Gegner praktisch unmöglich, ein Match zu gewinnen. Es ist besonders bitter, dass die sieben Gegentore nicht geschahen, weil die Defensive nicht funktioniert. Wir hatten Wiler defensiv über weite Strecken richtig gut im Griff, und Wiler besitzt offensiv nun wirklich nicht ein so schlechtes Spiel.» Viel Zeit zur Korrektur bleibt der Mannschaft nicht. Bereits am Sonntag geht es gegen Thun und danach müssen die ersten drei Punkte ins Trockene gebracht sein.

Matchtelegramm NLA SV Wiler-Ersige

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