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HC Rychenberg Winterthur
7:0
Ad Astra Sarnen
4:01:02:0
10. Januar 2021 / 17:00

Das lange Warten hat ein Ende

Die Covid-19-Pandemie hat den Schweizer Unihockeysport komplett durchgeschüttelt. Fast hundert Tage sind vergangen, seit in einer der Ligen ein offizielles Spiel ausgetragen wurde. Ab dem kommenden Wochenende soll nun die Nationalliga A, und nur sie, ihren Meisterschaftsbetrieb wieder aufnehmen. Dabei wird ein neuer Modus zur Anwendung kommen. Dieser sieht vor, dass die Qualifikation ganz normal mit der sechsten Runde fortfahren wird, nach der Hinrunde aber beendet wird. Im Anschluss daran wird eine Zwischenrunde eingefügt. Die Mannschaften auf den Plätzen 1 bis 6 werden sich in der neu eingeführten Masterround je einmal aneinander messen, die hinteren sechs je einmal in der Challengeround.

Danach werden sich die zwei Besten der unteren Hälfte zur oberen gesellen und die Playoffs bestreiten. Die übrigen vier Mannschaften werden in den Playouts die Abstiegskandidaten unter sich ausmachen. Mit dieser Modusänderung will der nationale Verband «swiss unihockey» die Anzahl Spiele um sechs reduzieren, um die Saison nicht in den Mai oder Juni hinein verlängern zu müssen. Letzteres wäre durchaus möglich gewesen und wurde auch von verschiedener Seite priorisiert.

Ein Blitzstart ist gefordert

Sicher kein Nachteil ist die Verkürzung einer mit 22 Partien sonst schon kurzen Qualifikation für jene vier bis fünf Teams, für die der Weg am einen oder anderen Ende der Tabelle vorgezeichnet ist. Im breiten Mittelfeld dürfte es hingegen ein noch dichteres Gedränge geben. Jeder Punkt, womöglich schon jedes Tor könnte darüber entscheiden, ob es für die Masterround reicht und damit der Abstiegsstress vermieden werden kann. Gerade auch der HC Rychenberg befindet sich in einer Lage, die keine Ausrutscher in den verbleibenden sechs Qualifikationsrunden erlaubt. Nach drei Niederlagen zum Saisonstart und anschliessenden zwei Siegen befindet sich das notorisch nicht eben als Schnellstarter bekannte Team auf dem neunten Rang. Der Nachholbedarf gegenüber dem für die Masterround nötigen sechsten Platz beträgt bloss drei Zähler. Diese müssen in den verbleibenden sechs Runden freilich erst einmal wettgemacht werden.

Das bedeutet für das Team von Philipp Krebs, dass es dieses Mal vom (Re-) Start weg überzeugend auftreten muss, denn alles andere als zwei Heimsiege gegen Langnau (Samstag, 18 Uhr) und Sarnen (Sonntag, 17 Uhr), möglichst mit der maximalen Punktzahl, wäre ein nur mit sehr viel Mühe wettzumachender Rückschlag. Das sieht Krebs nicht anders: «Es ist Fakt, dass es für uns zwei sehr wichtige Spiele sein werden.» Die Emmentaler sind freilich eine harte Nuss. Sie sind bekannt für ihre hingebungsvoll kämpferische Spielweise, ihre Schusskraft und dafür, sich in einen Rausch spielen zu können. Trotz dieser Vorzüge hätten wohl niemand darauf gewettet, dass Langnau nach fünf Runden Tabellendritter sein würde. «Die Tigers starteten gut in die Saison», erklärt Krebs, «und holten ein paar Punkte, die man ihnen nicht unbedingt zugetraut hatte. Es ist aber schwierig zu sagen, wie es bei ihnen ausschaut.»

Eine knifflige Aufgabe also für das Krebs-Team, zumal es auf sein Heimpublikum verzichten muss, die nur mit guter Abwehrarbeit und viel offensiver Durchschlagskraft zu bewältigen ist. Tags darauf gegen die rote Laterne Sarnen ist der Gewinn der drei Punkte für einen Playoffaspiranten wie den HCR hingegen absolute Pflicht; was bekanntlich genauso seine Tücken haben kann. «Letztlich sind wir einfach froh», so Krebs weiter, «können wir wieder spielen»; sofern, vergisst er nicht zu erwähnen, am Mittwoch alle den Coronatest bestanden haben. Jede Woche sind auf Geheiss des Verbandes Schnelltests durchzuführen, bei einem positiven Befund gefolgt von einem PCR-Test.

Ein gewichtiger Abgang, drei junge Zuzüge

Beim Wiedereinstieg nicht mehr dabei sein wird Jami Manninen. Der Finne war in den ab Mitte September ausgetragenen ersten fünf Runden auch wegen seiner acht Tore eine sehr wertvolle Teamstütze gewesen. Dann aber verliess er den liebgewonnenen Verein anfangs November, weil die Coronazahlen in der Schweiz in die Höhe schossen und er um die Gesundheit seiner jungen Familie und des damals noch ungeborenen zweiten Kindes fürchtete.

Trotz dieses herben Verlusts geht Krebs optimistisch in die drei intensiven nächsten Wochen: «Wir freuen uns, dass es wieder los geht. Es ist natürlich schwer zu sagen, wo wir stehen, doch sind wir gut vorbereitet und sind besser als vor zwei Monaten. Dies müssen wir auch sein, schliesslich müssen wir den Abgang unseres Topskorers irgendwie kompensieren. Ich bin jedoch optimistisch, dass wir im Kollektiv dazu fähig sind. Aber, es ist schon ein rechtes Brett.»

Am Ende des alten Jahres neu zur Mannschaft gestossen sind dafür mit Yannic Fitzi (19), Niklas Graf (18) und dem früheren Rychenberger Junioren Raphael Sager (21) drei junge Spieler vom B-Ligisten Thurgau. Bei ihnen von Verstärkungen zu reden, wäre zum jetzigen Zeitpunkt noch verfrüht, erklärt Krebs: «Fitzi und Graf nahmen wir in erster Linie in unseren Kader auf, weil sie Juniorennationalspieler sind, momentan jedoch in ihrem Club aufgrund von behördlichen Bestimmungen nicht trainieren können. Wir waren nicht etwa mit unserem Kader unzufrieden oder hatten auch nicht das Gefühl gehabt, dass wir Manninen ersetzen müssten. Letzteres ist sowieso nicht möglich, schliesslich ist der Finne ein Weltklassespieler, während sie ‹nur› zwei junge Spieler sind.» Dass er die Thurgauer Talente je in Ernstkämpfen einsetzen wird, schliesst Krebs nicht aus: «Sobald einer von ihnen zu den besten 15 gehört, spielt er.» Gegen Langnau und Sarnen, so ist zwischen den Zeilen zu lesen, dürfte dies noch nicht der Fall sein.

Autor: René Bachmann, Der Landbote

HCR kommt gut aus den Startlöchern

Zwei Siege nach dem dreimonatigen coronabedingten Unterbruch der Meisterschaft können für den HC Rychenberg als schöner Erfolg verbucht werden. Erst recht weil er nicht eben als Schnellstarter bekannt ist und er nun auf einen der fürs Ende der Qualifikation angestrebten ersten sechs Plätze vorgerückt ist. Doch gibt es ein grosses Aber: Die gewonnenen fünf Punkte haben den schalen Beigeschmack, dass der eine am Samstag verlorene nicht hätte sein müssen. Zum einen weil die Winterthurer gegen Langnau ein schwaches Mitteldrittel einzogen und so den zuvor verdientermassen herausgespielten Dreitorevorsprung wieder aus der Hand gaben. Zum anderen weil der letzte Ausgleich der Emmentaler, zum 7:7, just mit der Schlusssirene zusammenfiel und darum erst eine Verlängerung nötig wurde.

Tags darauf gegen Sarnen war die Gefahr eines Punktverlustes zu keinem Zeitpunkt gegeben, denn der HCR begann erneut überzeugend, was sich in einer klaren 4:0-Führung niederschlug. Im Laufe des Mitteldrittels wurden die Anstrengungen zwar etwas fahrig und zuweilen übereilt bis konfus. Anders als am Vortag war diesmal das Beckchecking aber aufmerksam genug, um kaum etwas Nennenswertes zuzulassen und nie um die drei Punkte fürchten zu müssen. Sarnen besass letztlich auch nicht die nötige individuelle Klasse, um den Leistungsabbau zu bestrafen.

Sekundenbruchteile fehlen zum Dreier

Gegen Langnau startete der HCR fast schon so, als hätte es die lange Pause nicht gegeben. Nach einem zurückhaltenden Beginn sah das ab der fünften Minute so aus: In der Verteidigung liessen die Winterthurer so gut wie nichts zu und im Angriff wussten sie vor allem mit ihren – während dem Saisonunterbruch gezielt eingeübten – schnell vorgetragenen Gegenstössen für viel Torgefahr zu sorgen. Die 3:0-Führung zum ersten Tee war daher hochverdient und hätte angesichts etlicher weiterer guter Chancen und zweier Stangentreffer noch deutlicher ausfallen können.

Dass der Unterbruch am Heimteam doch nicht spurlos vorübergegangen war, wurde zu Beginn des Mitteldrittels evident. Die Gäste wurden in den Zweikämpfen bissiger und kehrten zu ihrem direkten, von vielen Abschlüssen geprägten Spiel zurück. Diese Änderungen machten dem im Startdrittel so spielfreudigen und gedanklich vifen HCR zu schaffen. Es fehlte ihm nach der Pause noch das Selbstverständnis, um gelassen und kompakt darauf zu reagieren. Kam hinzu, dass Langnau nur gut zwei Minuten benötigte um auf ein Tor heranzukommen.

In den folgenden Minuten mussten die Winterthurer leiden. Langnau drückte auf den Ausgleich und erreichte diesen in der 31. Minute. Doch statt daran zu zerbrechen, fand der HCR kurz darauf Mittel und Wege, um wieder Oberwasser zu erlangen. Das Team von Philipp Krebs kämpfte sich ins Spiel zurück und generierte in der Folge ausreichend viele Abschlussmöglichkeiten, um die Partie in der regulären Spielzeit für sich zu entscheiden. Weil aber das Backchecking nicht richtig zum Laufen kam, konnte Langnau immer wieder ausgleichen. Ein letztes Mal in der allerletzten Sekunde, wodurch eine Verlängerung nötig wurde. In dieser sicherte Pascal Kern seinem Team nach 71 Sekunden mit einem fulminanten Hocheckschuss den Bonuspunkt.

Sarnen von A bis Z überlegen

Eine Doppelrunde nach einer mehrmonatigen Pause ist eine grosse Herausforderung. Dementsprechend schien der HCR gegen Sarnen auf eine frühe Entscheidung aus zu sein, um anschliessend etwas Gas wegnehmen zu können. Dieses Unterfangen gelang sehr gut. Die Innerschweizer traten zwar aktiver auf als gewohnt, davon irritieren liessen sich die Winterthurer aber nicht. Vielmehr wussten sie die dadurch vorhandenen Räume in des Gegners Platzhälfte weidlich auszunutzen und bis zur ersten Pause – noch zu knapp – mit 4:0 in Führung zu gehen. Angesichts der neun Tore, die Sarnen zuvor in sechs Runden bloss erzielt hatte, war dies mehr als die halbe Miete.

Die Innerschweizer versuchten sich ab dem Mitteldrittel mit ihrer gewohnten passiveren Spielweise und hatten dadurch in der Verteidigung besseren Zugriff. Offensiv fanden sie jedoch weiterhin fast nicht statt. Zum einen lag dies daran, dass der HCR nun erst recht grösstenteils in Ballbesitz war, und zum anderen, dass er im Backchecking wesentlich aufmerksamer agierte als am Vortag und so nahezu alle Konterversuche der Gäste frühzeitig beenden konnten. NLA-Debütant Luca Locher, der diesmal gegenüber Nicolas Schüpbach den Vorzug im Tor erhalten hatte, verbrachte einen ruhigen Abend, war aber zur Stelle, wenn es ihn doch einmal brauchte.

Dies kam darum sporadisch vor, weil der HCR wie am Vortag ab dem Mitteldrittel an Geduld und Präzision verlor. Er wurde zuweilen fahrig und unüberlegt, sodass es kurze Phasen gab, in denen der Zugriff auf das Spiel ohne Not verloren ging und das Geschehen hektisch wurde. In anderen Momenten wiederum agierte der HCR zu verspielt, was die eine oder andere Grosschance zunichte machte. Für Krebs war dies nur eine Randerscheinung: «Wir waren mit dem Anspruch in die Partie gestiegen, dass es von A bis Z keinen Zweifel gibt, dass wir das Match gewinnen. Und dies gelang uns. Unser Auftritt war sehr seriös, kein Feuerwerk, aber zu Null. Und natürlich hätten wir noch mehr Tore erzielen können. Cool war das Debüt von Locher und dass wir mit einer anderen dritten Linie in einem anderen System spielten und dies hat gut klappte.»

Anders als gegen Langnau war, dass das Team von Philipp Krebs diesmal in der Lage war, sich Torchancen herauszuspielen, wenn es sich in der gegnerischen Hälfte festgesetzt hatte. Anders als am Vortag verstanden es die Winterthurer aber auch, die Aufmerksamkeit so weit zu behalten, dass sie kaum Konterchancen zuliessen. Gleich blieb hingegen, dass Assistenztrainer Kari Koskelainen noch an einigen Stellen zu schrauben hat, um das Überzahlspiel schlagkräftig zu machen, was Krebs bestätigt. Am kommenden Wochenende könnten die «Special Teams» gegen Waldkirch und Köniz relevant werden.

Matchtelegramm vs. Tigers Langnau

Matchtelegramm vs. Ad Astra Sarnen

Autor: René Bachmann (rab) - Der Landbote

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