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Zug United
5:4
HC Rychenberg Winterthur
0:13:21:1
14. Februar 2021 / 16:00

Leistungen besser als die Punkteausbeute

Auch nach dem Abgang Jami Manninens ist der HC Rychenberg eine aufstrebende Mannschaft des gehobenen Mittelfeldes. Das heisst, dass er an einem guten Tag jeden Gegner schlagen kann, bei einer weniger überzeugenden Leistung freilich seinerseits gegen schwächere Mühe bekunden kann. Ersteres wäre am Samstag im Heimspiel gegen Wiler nötig gewesen, was nur zeitweilig gelang und in eine (zu deutliche) 3:7-Niederlage mündete.

War das Verdikt gegen die Berner noch ziemlich gut zu verdauen, weil die eigene Leistung einfach zu viele Dellen aufwies, war es für die Winterthurer richtig ärgerlich, tags darauf auch in Zug den Kürzeren zu ziehen. Sie waren während fast der ganzen Spielzeit das aktivere, das überlegene Team. Drei Gegentore binnen 53 rabenschwarzer Sekunden im Mitteldrittel kosteten in der Endabrechnung jedoch den Erfolg. «Zu dieser Zusammenfassung gibt es nicht viel hinzuzufügen», gab Krebs zu Protokoll. «Eigentlich gar nichts.» Durch diese zweite Niederlagen sind die Chancen auf das Heimrecht im Playoff-Viertelfinal auf ein Minimum gesunken.

Ein Gegentor zur Unzeit

Gegen Wiler startete der HCR überlegt und unaufgeregt und liess sich im Spielaufbau nicht von der aufsässigen Störarbeit ins Bockshorn jagen, derer sich vor allem die prominent besetzte erste Linie der Gäste befleissigte. Es war fraglos korrekt, dass der HCR nach drei Minuten durch Noah Püntener in Führung ging. Und er hätte diese bis zur ersten Pause ausbauen können, da er sich mehr aufgelegte Torchancen erspielte als die Gäste. Er liess aber die gegen Gegner dieses Kalibers unabdingbare Effizienz vermissen.

Krebs schwankte zwischen Freude und Ärger: «Wir zeigten ein spielerisch gutes erstes Drittel. Nie, nie hätten wir danach 1:2 in Rückstand liegen dürfen.» Der HCR arbeitete gut gegen den Ball, sodass Wiler erhebliche Schwierigkeiten bekundete, sich  im Angriff Nennenswertes zu erarbeiten. Was es dennoch mit einem 2:1-Vorsprung in die erste Pause gehen liess, war neben der zu geringen Torproduktion des Gegners auch eine Portion Wettkampfglück: Ein erster missratener Schuss wurde via Bande zur optimalen Vorlage, ein zweiter von einem Mitspieler ungewollt ins Tor gelenkt.

Die Führung verdienten sich die Berner nachträglich. Im Mitteldrittel traten sie so dominant auf, wie sie es sich wohl von Beginn an ausgerechnet hatten. Freilich, und da wären wir bei der ewigen Frage nach dem Huhn und dem Ei, zogen die Winterthurer auch ein mattes zweites Drittel ein. Geduld, Mut und Inspiration waren vorübergehend nicht mehr zu sehen, was sich in einer Vielzahl leicht hergegebener Bälle und seltenem Ballbesitz niederschlug. «Wir waren aber auch ohne Ball zu passiv», monierte Krebs. Beides zusammen zog zwischenzeitlich einen – nunmehr gerechtfertigten – Dreitorerückstand nach sich. Es offenbarte sich in dieser Phase wieder einmal, dass das junge HCR-Team in seinem Schaffen noch nicht so gefestigt ist, wie erhofft.

Unihockey wäre allerdings nicht Unihockey, wenn damit die Entscheidung gefallen gewesen wäre. Krebs brachte gleich eine ganze Linie an frischen Kräften, woraufhin seine Mannschaft wieder mutiger und kreativer zu Werke ging und bis zur 47. Minute zurecht auf 3:4 verkürzte. Doch die Freude währte bloss 15 Sekunden. Statt sich bei der Suche nach dem Ausgleich Zeit zu lassen, die ja auch noch üppig vorhanden gewesen wäre, ging der HCR zu überhastet in ein Forechecking und wurde dafür unverzüglich mit einem Kontertor bestraft. Es war der Genickschlag, der die Partie entschied. «Wäre uns dieser Fehler nicht (erneut) unterlaufen», mutmasste Krebs, «hätte es womöglich zu Punkten gereicht, trotz nur zwei soliden Dritteln. Klar ist aber, dass es drei davon braucht. Abhaken, morgen geht es weiter, aber wir müssen dort zwei Stufen hinauffahren.»

Sehr viel Aufwand, nur ein Punkt Ertrag

In Zug übernahm der HCR nach einem fünfminütigen gegenseitigen Abtasten das Zepter. Er bewies viel Geduld im Spielaufbau, um dann im geeigneten Moment in den Angriffsmodus umzuschalten. Daraus ergaben sich bereits im Startdrittel ausreichend viele brauchbare bis aufgelegte Möglichkeiten, um nach zwanzig Minuten eine erste Zäsur herbeigeführt haben zu können. Moritz Schaubs 1:0 in der zehnten Minute war zu wenig Ertrag für die erheblichen Anstrengungen. Dazu gehörte auch, dass die Winterthurer in dieser Phase und, von Ausnahmen abgesehen, auch später die meisten Konter des Heimteams rechtzeitig zu unterbinden verstand.

Auch im zweiten Abschnitt hielten die Winterthurer die Kontrolle fest in ihren Händen. Umso überraschender war der Ausgleich der Innerschweizer kurz vor Spielhälfte. Und nicht zum ersten Mal in dieser Saison liess sich der HCR davon irritieren. Statt gelassen weiterzuspielen, musste er innert 53 Sekunden noch zwei weitere Gegentore konzedieren. Das Spielgeschehen war auf den Kopf gestellt.

«Es beruht in den seltensten Fällen auf dem Zufall oder der Qualität des Gegners», kommentierte Krebs diesen Einbruch, «sondern wir sind es, die in den Einsätzen nach diesen Toren zu viel wollen. Das ist brutal mühsam und etwas, was wir definitiv abstellen müssen.» Hoch anzurechnen ist seiner Mannschaft, dass sie nach dem nötig gewordenen Time-out wieder in die Spur zurückfand und den Rückstand bis zur 32. Minute wettmachte. Und auch als Zug im Schlussdrittel ein weiteres Mal in Front ging, fand der HCR den Weg zurück. Freilich wäre wesentlich mehr als der Ausgleich möglich gewesen. Zug wurde zeitweilig richtiggehend erdrückt und es wurden ausreichend viele Torchancen erarbeitet, um die Entscheidung in der regulären Spielzeit herbeiführen zu können.

«Wir spielten teilweise etwas weit weg von unserem Niveau, etwas unterschiedlich von Linie zu Linie», fasste Krebs den Auftritt zusammen. «Als Mannschaft haben wir da noch viel Steigerungspotential. Und trotzdem war die Leistung relativ gut, deutlich besser jedenfalls als gegen Wiler. Offensiv war es eines unserer besseren Spiele in dieser Saison. Das stimmt positiv.» Weniger erfreulich war, dass dann in der Verlängerung Captain Nils Conrad seinen Stock aus den Händen verlor, in der Folge davon durch eine Einzelaktion auch noch der Bonuspunkt verloren ging und der HCR somit nicht auf dem fünften Platz vorrückte.

Matchtelegramm vs. SV Wiler-Ersigen

Matchtelegramm vs. Zug United

Autor: René Bachmann, Der Landbote

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