HCR blickt mit gemischten Gefühlen zurück

Der HC Rychenberg schied nach harter Gegenwehr im Playoff-Viertelfinal aus. Trotzdem kann der Verein optimistisch in die Zukunft blicken, sind die ersten Schritte hin zu einer dominanteren Ausrichtung doch ermutigend.

Für den HC Rychenberg ging die Saison am Samstag zu einem Zeitpunkt zu Ende, zu dem er die Segel in den vergangenen Jahren wiederholt streichen musste, nämlich im Playoff-Viertelfinal. Auf den ersten Blick liest sich die Bilanz darum wenig spektakulär. Bei genauerer Betrachtung wird allerdings fassbar, dass die Mannschaft von Philipp Krebs 2020/21 einen weiteren wichtigen Schritt hin zu einem Spitzenteam tat. Abzulesen ist diese positive Tendenz nicht zuletzt am Punkteschnitt in der Qualifikation: Waren es vor zwei Jahren noch 1.36 und vor einem 1.50 Punkte pro Spiel gewesen, betrug dieses Mal die Ausbeute 1.73 Punkte. Dies nach einem Start mit drei Niederlagen und in einer schwierigen, da von Unterbrüchen, Verzögerungen, einer kurzfristigen Modusänderung und dem unverhofften Abgang des finnischen Topskorers geprägten Saison.

Die Entwicklung lässt sich zahlenmässig auch daran erkennen, dass der HCR trotz eines weiter verjüngten Kaders eine erhöhte Stabilität und Konstanz verriet, indem er gegen die Teams der hinteren Tabellenhälfte lediglich einen Punkt abgab. Es war die logische Folge der gesetzten Schwerpunkte. War es in Krebs' erster Saison primär darum gegangen, die defensive Ordnung wieder zu gewinnen, galt diesmal das Hauptaugenmerk von Beginn an dem Spiel mit Ball. Nach den eher konterlastigen Jahren unter Rolf Kern eine grundsätzliche Neuausrichtung, die die nächsten Jahre in Anspruch nehmen dürfte.

Breiter aufgestellt und am Ball verbessert

Die ersten Fortschritte wurden freilich bereits nach dem dreimonatigen coronabedingten Unterbruch erkennbar. Im Januar, als der Spielplan eng getaktet und der Druck im Kampf um die neu geschaffene Masterround gross war, holte der HCR nicht nur fünf Siege in sechs Partien, sondern konnte auch das Spielgeschehen vermehrt diktieren und die Torproduktion erhöhen; zeitweilig auf Kosten der gewohnten defensiven Zuverlässigkeit. «Spielerisch machten wir Fortschritte», sagt Captain Nils Conrad. «Wir müssen aber weitere machen, damit wir künftig einen Gegner wie Malans mit Ball noch mehr unter Druck setzen können. Aber insgesamt bin ich mit der Entwicklung der einen Spieler sehr, sehr zufrieden und auch sehr stolz auf sie.»

Ins gleiche Horn stösst der Trainer: «Wir haben sehr viele junge Schweizer, die sich gut entwickeln. So zum Beispiel jene Linie mit Levin Conrad, David Foelix, Daniel Keller, Moritz Krebs und Noah Püntener, die vor zwei Jahren noch U21 gespielt hatte, nun aber in den Playoffs als unsere erste Linie auftrat.» Auch Tim Aeschimann, Jonas Lutz, Ryan Neubauer und das neue Torhüterduo Nicolas Schüpbach/Luca Locher zählen zu dieser Gruppe Aufstrebender. Sie alle mussten jene Lücke zu füllen versuchen, die Topskorer Jami Manninen mit seiner Rückkehr nach Finnland mitten in der Saison hinterlassen hatte, und sie zeigten sich der grösseren Verantwortung erstaunlich gut gewachsen. Als Folge davon verfügte der HCR über eine neue Kadertiefe, die es ihm erlaubte, mit allen drei Linien für Gefahr zu sorgen. Auf die Playoffserie gegen Malans angesprochen, geht Nationalspieler Nils Conrad, gewohnt selbstkritisch, gar noch weiter: «Die Jungen zeigten sehr gute Leistungen. Es lag in dieser Serie eher an uns ‹Alten›, dass wir im Viertelfinal ausschieden. Ich habe das Gefühl, dass es hätte reichen können, wenn auch wir voll dagewesen wären.»

Den eingeschlagenen Weg weitergehen

Den Ausschlag in der Serie gab letztlich wohl die erheblich grössere Routine des Gegners. Angesichts der vielen jungen Spieler fehlte dem HCR noch die nötige Konstanz auf hohem Niveau. Kam er seiner aktuellen Leistungsgrenze nahe, stellte er die bessere Mannschaft. Gelang ihm dies nicht, verlor er die Kontrolle und bekam Schwierigkeiten. Oder wie es Krebs formuliert: «Ich hatte während der ganzen Serie das Gefühl, dass wir es in den eigenen Händen haben. Weil Malans eine wirklich gute Mannschaft ist, mussten wir dafür aber sehr vieles richtig machen und durften uns nur wenige Fehler erlauben.» Was dem HCR in den stets bis zum Abpfiff hart umkämpften Partien zudem (noch) abging, war der Killerinstinkt. Er habe das Gefühl gehabt, meinte Conrad, dass sie die paar Momente ein wenig verpasst hätten, in denen sie den Gegner hätten brechen können. Der Topskorer aus Finnland wäre da womöglich jenes Puzzlestück gewesen, der das Unterfangen hätte gelingen lassen können.

Ein Spieler von Manninens Klasse wäre auch in der kommenden Saison sehr willkommen, so es denn die durch Covid-19 arg strapazierten Finanzen zulassen werden. «Uns fehlten ein, zwei Spieler», sagt Krebs, «die vor allem im offensiven Bereich regelmässig den Unterschied ausmachen konnten. Einige Spieler zeigten eine sehr starke Saison, aber unser bester Schütze ist in der Skorerliste der Liga weit hinten anzutreffen.» Abseits personeller Entscheidungen wird es in der kommenden Saison darum gehen, den eingeschlagenen Weg fortzufahren. Es gelte, so Sportchef Nico Scalvinoni, das Spiel mit Ball weiter zu optimieren. Dafür müsse die Sicherheit am Ball erhöht und die Qualität im Abschluss stark verbessert werden. Die Voraussetzungen dafür sind laut Krebs gegeben: «Es gab in dieser Saison viele Momente, in denen es Spass machte, mit dem Team und dem Staff zu arbeiten. Wir haben einen sehr guten Trainerstab mit einer passenden Mischung. Und wir haben ein Team, das je länger desto mehr eine starke Arbeitsmentalität besitzt und Freude daran hat, sich gemeinsam zu verbessern.» Offensichtlich sei dies im November und Dezember geworden, als keine Wettkämpfe zugelassen waren. Das Wissen um dieses Vergnügen wird auch nötig sein, wenn die Mühsal des Sommertrainings das Team wieder eingeholt hat.

Autor: René Bachmann, Der Landbote

alle Sponsoren

Hauptsponsor